Seelische Gesundheit

Seelische Gesundheit heißt nicht, sich ständig wohl zu fühlen, sondern, dass – besonders in Krisensituationen – Strategien und Hilfestellungen zur Verfügung stehen, um das seelische Gleichgewicht zu stabilisieren bzw. relativ schnell wieder zu erlangen. Seelisches Wohlbefinden wird im Alltag immer wieder auf die Probe gestellt und ist oft sehr strapaziert.

Schicksalsschläge, eigene Ängste und überhöhte Ansprüche sowie unterschiedliche Erwartungen, Lebensweisen und Denkgewohnheiten können in Beziehungen, am Arbeitsplatz oder im Wohnumfeld zu Konflikten und damit auch zu seelischen Belastungen führen. Mit den vielen Herausforderungen des Alltags so umzugehen, dass sie nicht zu seelischen Einschränkungen führen, erfordert tagtägliche Seelenpflege.

 

Auch die Seele braucht Pflege

Sich selbst annehmen

Sie gehen mit sich selbst so achtsam und liebevoll um, wie Sie es sich von anderen für sich wünschen.

Ein gutes Verhältnis zum eigenen Körper

Sie sorgen für Ihr körperliches Wohlbefinden und gehen liebevoll daran, eventuelle Beschwerden zu verstehen und aufzulösen.

Tauschen Sie sich mit anderen Menschen aus

Sie nehmen sich Zeit, mit Ihrer Familie, Freunden und anderen Menschen zu sprechen und gemeinsam Schönes zu erleben.

Aufgeschlossen sein für Neues

Sie pflegen Ihre Neugier und geben Ihrem Leben Impulse, indem Sie neue Verhaltensweisen oder Aktivitäten ausprobieren.

Unterstützung geben und annehmen

Geteilte Freude ist doppelte Freude – geteiltes Leid ist halbes Leid. Dadurch fühlen Sie  sich weniger allein gelassen und finden neue Perspektiven und  Lösungsmöglichkeiten.

Engagieren Sie sich für sich selbst und andere

Engagement fördert den Selbstrespekt und gibt vielen Menschen Zufriedenheit und Sinn im Leben. Mit realistischen Zielen erreichen Sie viel, schaffen eine lebenswertere Zukunft, eine intaktere Umwelt und/oder Gesundheitswissen und Vorsorge.

Prioritäten setzen

Lernen Sie zwischen „dringend“ und  „wichtig“ zu unterscheiden. Nicht alles,  was jemand sofort von Ihnen will, ist auch tatsächlich bedeutsam. Nehmen Sie sich selbst genauso wichtig wie andere.

Die positive Wahrnehmung schärfen

Welche Situationen, Menschen oder Dinge machen mich stärker, zuversichtlicher, lebendiger und bereichern mich?

Seelische Gesundheit aktiv stärken

Wenn Sie sich schlecht fühlen, gehen Sie der Fragen nach, wie es Ihnen oder anderen gelingen konnte, Ihr gutes Grundgefühl zu kippen. Entwickeln Sie Gegenargumente, um schlechte Gefühle und Gedanken zu entkräften. Beobachten Sie Menschen, die gut mit sich und schwierigen Situationen umgehen und lernen Sie von ihnen!

Sie haben ein Recht, an sich zu denken

Senden Sie Ihre Botschaften direkt und in Ich-Form, z. B.: „Ich bin wütend, dass du mich warten lässt“ statt „Immer lässt du mich warten“.

Handeln Sie dabei konsequent: Wenn man Sie warten lässt, gehen Sie nach einer Viertelstunde. Sich zu wehren klappt am besten, wenn man öffentlich und klar sagt, welches Verhalten der andere zu unterlassen hat,  z. B. „Bitte drängeln Sie sich nicht vor“ oder „Nehmen Sie sofort Ihre Hand weg“.

Lassen Sie sich durch Schuldgefühle, die andere Ihnen machen wollen, nicht von Ihrem Weg abbringen

Arbeiten Sie vorhandene Schuldgefühle aktiv ab. Fragen Sie z. B., ob Sie eine Wiedergutmachung leisten können und ob eine Chance auf Versöhnung besteht. Wenn Sie wirklich echte Schuld auf sich geladen haben, gestehen Sie sie ein, ohne sich zu rechtfertigen.

Was kann ich tun, wenn ich mir Sorgen um die seelische Gesundheit eines Menschen mache?

Allein Ihre offen vermittelte Sorge reicht zunächst als Gesprächsangebot. Sagen Sie z. B.: „Ich mache mir Sorgen um dich. Du wirkst seit einiger Zeit sehr traurig/verzweifelt. Du ziehst dich sehr zurück/hast dich sehr verändert.“

Ist das Angebot ausgesprochen und es entsteht ein Gespräch daraus, kann man sich gemeinsam auf die Suche nach passender Hilfe machen. Achten Sie darauf, dass ein Hilfsangebot der Beziehung angemessen ist und somit aus Sicht des Betroffenen wirklich annehmbar ist. Auch wenn das Angebot nicht aktiv angenommen wird, ist geteiltes und gesehenes Leid meist besser erträglich als Schweigen und Wegblicken.

Werden Hilfsangebote abgelehnt, so kann man sich freuen: „Gut, dass ich mich getäuscht habe“. Oder man kann seine Bedenken anmelden: „Ich habe verstanden, dass du keine Hilfe willst. Sorgen mache ich mir trotzdem.“

Als Angehöriger, Freund, Nachbar, Kollege oder Mitschüler können Sie sich nur möglichst offen verhalten. Wenn sich nicht viel bessert, fordern Sie die Betroffenen erneut auf sich Hilfe zu suchen. Sie sollten nichts hinter dem Rücken des Betroffenen tun! Kündigen Sie Ihre Schritte an: „Ich halte das so nicht mehr aus. Ich werde mich jetzt selbst an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden, um nach einer besseren Möglichkeit zu suchen.“

Angehörige von Menschen in Krisen oder mit psychischen Erkrankungen sind oft extrem belastet. Doch auch sie müssen nicht mit allem allein fertig werden! Seien Sie Vorbild und achten Sie auf sich selbst, indem Sie sich rechtzeitig Rat und Hilfe holen.

Freunde, Selbsthilfegruppen, professionelle Beratung oder auch psychotherapeutische Begleitung können auch Ihnen selbst Unterstützung bieten.